Montag, 19. April 2010

Element of Future

I

Wir haben viel zu lang geschlafen und ich erwache zögernd nur aus einem viel zu dunklen Traum und ich erinnere mich kaum. Ich weiß auch noch nicht, wohin wir gehen. Bei mir geht überhaupt nichts mehr, weil sich alles um dich dreht, seit der Himmel deine Augenfarbe trägt. Draußen ist es zu dunkel für einen allein. Wenn du lächelst, hat die Zukunft ihren Schrecken eingebüßt. Bring mich von hier weg, bring mich dahin, wo es anders ist als hier. Irgendwo hin, wo keine Erinnerung bleibt an jene Zeit, die uns glücklich sah. Dann haun wir alles kurz und klein, da will ich bald mal Scherben sehn. Wegzukommen ist uns heilig, anzukommen ist egal.

Wo die Neurosen wuchern, will ich Landschaftsgärtner sein und ich will dich endlich wiedersehen und ich warte bis du zu mir kommst. Frag mich nicht, wie ich ohne dich lebe – den ganzen Tag unter Wasser und Spaß dabei. (Den ganzen Tag untröstlich und Spaß dabei.) Es regnet und wieder eine Nacht am Fenster zugebracht. Es ist schon sehr, sehr lange her, da sah dich im Regen stehen. Und im Garten blüht die Illusion, das kenn ich schon, mal sehn, ob sich das Warten lohnt. Vom Schwimmbad kommen die, die nicht ertrunken sind. Ein Oberkellner zahlt alle Gäste aus und geht, immer unterwegs und überall zu spät. Ein Subaru-Besitzer macht Jagd auf ein Kind und der alte Benz fährt immer noch wie neu - und wie ich mich da freu! Ein kleiner Junge steht unten am Hof und beweint den Tod eines Schneemanns vom vorigen Jahr. Ein Vogel, der nur Körner frißt, macht Regenwürmer kalt. Ach wie kümmerlich ist die Wirklichkeit. Am liebsten wär ich ein Astronaut. Eben noch lustig, jetzt schon fort.

II

Was fällt dir ein zu sagen, sie sei niedlich!?
Sie hat die Niedlichkeit eines jungen Wolfs!! Sag, daß ich bekloppt bin, aber sag nicht, ich hätt‘ euch nicht gewarnt! Wenn du nicht so jung wärst wie ich es nie war... Mädchensein allein ist keine Tugend, dann lieber so rein und so dumm sein wie weißes Papier. Wisch dir die Krümel und das Grinsen vom Gesicht, kalt sind die Finger deiner Hand, hart sind die Worte, die du sprichst. Sag, daß ich verrückt bin und ich schwör dir, du kriegst eine geschmiert. Finger weg von meiner Paranoia, die war mir immer lieb und teuer, nie ließ sie mich so kalt im Stich wie du. Sag, daß ich mich irre und ich weiß, auf wessen Seite du jetzt stehst, hast du doch vor Jahren schon den seither gültigen Rekord im Schnellvergessen eines Ex-Freunds aufgestellt. Ganz dumm, ganz dumm bin ich nicht. Da sind noch welche wichtiger als du. Beachte diese Tränen nicht.

Frag mich nicht, woher ich komme, sag, daß du dich freust, mich zu sehen. Bin schuldig groben Unfugs, dennoch: was soll‘s, warum was beschrein? Seit ich dich kenne, mag ich es gerne, wenn der Winter kommt – da wird’s früher dunkel. Von dir weht mich kein Sturm mehr fort. Wo deine Füße stehen, ist der Mittelpunkt der Welt. Früher war ich klug, heute bist du schön, hinter uns verbrennen Narzissen und Kakteen. Groß ist nur, was man nicht erkennen kann und größer noch, was man nicht begreift. Der ganze alte Schrott muß raus und neuer Schrott muß rein. Ich sag: Was geht jetzt? Und du sagst: Ja und ich weiß nicht, ob das eine Frage war, sag mir noch einmal, wozu sind Krisen da? Sag bescheid, wenn du mich liebst.

Einfach ist es nicht, doch für Bessres bin ich hoffnungslos versaut und den ganzen Unsinn will ich auch. Ich wisch mir nur noch schnell die Spinnweben aus dem Gesicht und du wartest auf irgendwas, auf den gestrigen Tag.
Wenn nichts passiert, dann bin ich meistens glücklich. (Das ist zwar nichts als Blödsinn, doch es hält es die Welt in Atem.) Wer sich zuerst bewegt, dem schenk ich eine Mark und wieder ist ein Stündchen rumgebracht. Wer zu lange in die Sonne sieht, wird blind.

III

Jung ist der Tag und der Himmel ist rot, was wir tun, ist schwer zu beschreiben. Hier können wir nicht bleiben und es ist schwer, in den Regen zu sehen und schwerer noch, von allein ins Bett zu gehen. Wer jetzt nicht schläft, verfällt der feuchten Träumerei. (Ein Wort, nachdem ich jeden Morgen suche.) Getrunken hab ich wenig, das Tanzen ließ ich sein und übrig blieben nur wir zwei. Was wollen wir machen: Therapie? Oder gehen wir einen heben? Ich hab einen Vorschlag: Ignorieren – das ging doch sonst auch. Laß uns nochmal um die Häuser ziehn, schonungslos und ohne Hintersinn, willenlos und immer mittendrin.

IV

Alle vier Minuten kommt die U-Bahn hier vorbei und alle dreieinhalb Minuten kommt ein neues Bier und ich sage dir: Das ist ungesund, weil es nämlich irreführend und gefährlich ist, wenn etwas U-Bahn heißt, das über unsern Köpfen rattert, schließlich steht das U für Untergrund. Das ist gar keine Kneipe, das ist ein Geschäft für lederne Möbel und Regale nach Maß, der nebenan in einen grünen Himmel ragt. Es wird mehr als eng getanzt. Draußen ist alles klar, der letzte Sportsfreund, da geht er, die letzte U-Bahn geht später und du bist immer noch da, genau da, wo ich dich das erste Mal sah, was damals vor fünf Minuten war und alles ist ganz wunderbar: du bist immer noch da und siehst dahin, wo ich auf keinen Fall bin und verdrehst mit den Fingern dein Haar und nur Idioten finden das wunderbar. Ein Vollidiot bin ich gern, der letzte Verstand, da geht er.

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