Samstag, 19. Januar 2013

Anzeige | Will Future konsumiert

Bildschirmphoto der neuen Erfolgsgeschichte Will Future konsumiert
Nach Will Future, von unten herab nun endlich auch Will Future konsumiert - mit feinstem Kulturjournalismus der Extraklasse. Buchrezensionen, CD-Besprechungen, Konzertberichte, alles dabei, alles richtig gut recherchiert. Und seriös ohne Ende!!!

Donnerstag, 17. Januar 2013

Tanzen ist die wärmste Jacke



Die Kellerbar ist die Umkleide, alle TänzerInnen in einer, egal, welchen Alters. Ich mit einer Zeitung am Tresen. Das Musikexpress-Sonderheft mit den besten Interviews aller Zeiten. Oder viel mehr: mit den langweiligsten Interviews seit langem. Ein langweiliges Interview mit Frank Zappa, ein langweiliges Interview mit David Bowie, ein langweiliges Interview mit Tom Waits und eins mit Björk, das reicht, ganz starke Leistung. Links und rechts von mir nackte und halbnackte Menschen, Tunnelblick. Dann an einen Tisch gemogelt, mit Kamera und Notizblock. Das war’s aber auch schon an Vorbereitungen. Die Band spielt „Don’t be cruel“ und eine große Cola landet auf meinem Tisch. Ein guter Abend könnte das werden.


Als wir im Schützenhaus ankommen, tanzen noch die Senioren durch den Saal und obwohl das keine wirklich alten Menschen sind (um die fünfzig, schätze ich), sagt sie zu mir: „Halt mich bitte davon ab, sowas mal zu machen.“ Weil die Umkleide auf der anderen Seite des Saals ist, warten wir im Foyer, wo es Tanzschuhe und –röcke, Bräunungscreme und ähnliches zu kaufen gibt. Er lässt sich ein Paar Schuhe zeigen.


Der Saal ist genau so schön, wie es das Gebäude von außen vermuten ließ, schönes Parkett, moderne Kronleuchter, die nicht scheiße aussehen, was ja schon mal viel wert ist. Die Band: klassische Viererbesetzung, Gitarre, Bass, Gesang (die einzige Frau, rotes Glitzerkleid) und Keyboard, aus dem auch das Schlagzeug kommt. Bumms. Der angekündigte Drei-Haselnüsse-für-Aschenbrödel-Walzer fegt die Fläche leer. Aber es erscheinen auch einige neue TänzerInnen auf dem Dancefloor. Die bekannte wie schöne Melodie wird mit einem furchtbaren Schlagertext versehen. „Küss mich, halt mich, lieb mich – in der Reihenfolge!“ Von der Sängerin angekündigt, folgt eine Samba. Die Leute hier wissen alle, dass es die und nicht der Samba ist.


Der Bassist schnappt sich eine Posaune, die Sängerin ein Saxophon, Wahnsinn! Die haben’s echt drauf. Der Keyboarder saxophoniert auch noch – und wenn nicht, singt er sogar und ich bekomme mein bestelltes Würzfleisch. Es kann losgehen.


Nach der ersten Turnierrunde ist die Band wieder da, gleich mit einem Jive. Bläsereinsatz! Auf dem Klo kleben RWE-Sticker, die Jury trifft sich am Waschbecken. Draußen derweil: Schalalalalalalala Amarillo.


Bei der Verkündung der Ergebnisse gelernt: fünfmal Platz 6 macht Platz 6 (Punktlandung geht vor Strichlandung). Dann wieder die Band, mit einem relativ neuen Lied, nuller Jahre, glaube ich. Nicht schlecht. Tatsächlich: Sunrise Avenue gleich hinterher. Irgendwoher kommt jetzt sogar Nebel. Muss einfach mal sein, so dann und wann, keine Gedanken mehr, nur die Nebelmaschine an. Und jetzt auch noch Strobo, ich werd bekloppt. Strooooo-bo! Und vom Strobo direkt zu Ratatata – Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen. Das ist es, was der Franzose einen bunten Strauß an Melodien nennt. Ich wippe mit dem Fuß, wer hätte das gedacht.


Jetzt eine Ansage der Sängerin: „Die beiden aus dem vorigen Lied (zur Erinnerung: „Im Wagen vor mir, Pferd, ein junges Mädchen“) haben sich ja nicht bekommen, jetzt kommt also noch ein richtiges Liebeslied, denn man sieht sich ja immer zweimal im Leben!“ Sagt es und stimmt „Killing me softly an“. Respekt für diese Überleitung.


Im Übrigen stehen die Boxen der Anlage auf buchefarbenen Küchentischen mit auf der Bühne. Mit weißer Tischdecke. Ehrensache.

Mittwoch, 16. Januar 2013

Vorteil Schneckenstempel

Haben Sie sich eigentlich schon mal überlegt, was der größte Vorteil an einem Schneckenstempel ist?
- Nein. Was denn?
- Na, er geht nur gaaanz langsam wieder ab.
- Wo ist denn da der Vorteil?
- Auch wieder wahr.
 

Resterampe 2012

Dienstag, 15. Januar 2013

Das litarische Moment

Kante und Fink haben unglaublich schöne Lieder geschrieben Punkt. Lieder, die ganze Tage retten können, Lieder, die man nicht beschreiben kann, nur hören, immer wieder hören, immer wieder. Zwischen zwei Liedern kann man dann kurz bewundernd den Kopf schütteln. Oder lächeln. Oder die Stille genießen. Oder die Umgebung hören.
 
Hier lesen wir nun die Abfolge:

Kante „Im ersten Licht“
Realität „Zugfahrt“
Fink „Er sieht sie an während sie ihn ansieht und er sieht zur Tür“

Manchmal redest du im Schlaf,
meistens keine ganzen Sätze,
einzelne Worte oder Fetzen,
die ich kaum verstehen kann.
Manchmal verdrehst Du Deine Augen
unter den geschlossenen Lidern,
machst eine Geste dann und wann,
die ich nicht erwidern kann.

Was sich aus Deinen Träumen
in unser beider Tage trägt,
hat keinen Ort in der Erinnerung
und nur ein stiller Schmerz
bleibt zurück in Deinem Herz
im ersten Licht des Morgens.

Manchmal redest Du im Schlaf
von noch nie betretenen Orten
mit noch unverwandten Worten
in mir unbekannten Sprachen.
Wenn wir bei Tageslicht aufwachen
und bevor wir ganz aufstehen,
redest Du manchmal von Sachen,
von denen ich nicht viel versteh‘.

Und nur ein stiller Schmerz
bleibt zurück in meinem Herz.
Wir reden manchmal wie im Schlaf
von noch nie betretenen Orten,
von einer Zeit in ferner Zukunft
in einer Sprache deren Worte
wir noch lange kaum beherrschen,
der wir uns blindlings anvertrauen.
Gegen die Regeln der Vernunft
reden wir manchmal wie im Traum.

Was sich aus unseren Träumen
in jeden unserer Tage trägt,
hat keinen Ort in der Erinnerung
und nur ein stiller Schmerz
bleibt zurück in unserem Herz
im ersten Licht des Morgen.

Manchmal redest Du im Schlaf
von noch nie betretenen Orten
mit noch unverwandten Worten
in mir unbekannten Sprachen.
Wenn wir bei Tageslicht aufwachen
und bevor wir ganz aufstehen,
redest Du manchmal von Sachen
von denen ich nicht viel versteh‘.

~

Wenn du dir überlegst,
was die gegenüber ‘nem normalen Schlitzschraubenzieher
für‘n Drehmoment haben –
is‘ schon Wahnsinn.

~

Manchmal drehen wir uns im Schlaf, wachen auf und warten ab,
suchen hastig nach Tabletten, Feuerzeug und Zigaretten.
Und morgen wird wieder alles gut.

Letzte Nächte, offene Fragen. Regen fällt an Regentagen.
Tagebücher umgeschrieben, Halbwahrheiten lügen.
Und morgen ist ein neuer Tag.

Er sieht sie an während sie ihn ansieht und er sieht zur Tür.
Er sieht sie an während sie ihn ansieht und er sieht zur Tür.

Als wenn sie sich gefunden hätten
und nicht zusammenkommen könnten
oder sich verlassen müßten, wenn sie es nur besser wüßten.

Vielleicht täuscht er sich in ihr und sie enttäuscht ihn hinterher.
Und er wünschte, sie würd gehen und nicht zu ihm hinübersehen.
Und sie wünschte, er wär nicht da.

Er sieht sie an während sie ihn ansieht und er sieht zur Tür.
Er sieht sie an während sie ihn ansieht und er sieht zur Tür.

Und währenddessen wartet einer, sieht zur Tür und wartet weiter,
erinnert sich an gestern Abend, als sie sich gestritten haben.
Und wenn sie kommt, werden sie gehen
und sie wird hinter ihm hersehen
und sich umdrehen und ihm sagen: Tut mir leid, es geht nicht mehr.
Und morgen ist ein anderer Tag.

Er sieht sie an während sie ihn ansieht und er sieht zur Tür.
Er sieht sie an während sie ihn ansieht und er sieht zur Tür.

Donnerstag, 3. Januar 2013

In Schönefeld treffen eine Bundesstraße, Bahnschienen, die Autobahn und der Flughafen aufeinander. Es ist alles grau und laut. Autos, Züge, Flugzeuge, es fehlt nur noch ein Containerschiff zum tristen Glück. Anfang Januar ist zwar verhältnismäig mild, aber höchstens fünf Grad. Die LKWs rauschen vorbei, eine S-Bahn kommt. An der Bundesstraße steht neben der Esso-Tankstelle eine alte Kirche aus grobem Stein, gegenüber gibt es eine Eisdiele und einen kleinen Weiher, direkt an den Schienen. Ein Fußweg trennt ihn von den Autos. Im Weiher selbst vergnügen sich nicht nur einige Enten, sondern natürlich auch drei Flamingos. Wer denkt sich denn sowas aus?