Montag, 25. Oktober 2010

Welch edles Geschlecht brennt denn da? Das Deinige! (An Original-Schauplätzen gedreht)

Samstag, 16. Oktober 2010

Die Quergestreifte und die andere Dicke kommen vom Klo zurück. Das Glas ist halb --- ist halb gefüllt. Der Kopf halbleer, sie halbvoll. Drei Kippen und zwei Bier später ist sie dann richtig voll und das ist doch schon mal eine ganz gute Grundlage. Jetzt geht die Kleine zum Klo und es wird irgendwie heller im Raum. Hat aber wahrscheinlich nicht direkt was miteinander zu tun. Am Nebentisch hustet’s aus dem Bierglas. Die schwarzen Kacheln am Tresen reflektieren das Licht der genau über ihnen hängenden Lampen über den Umweg der spiegelnden Fensterscheiben.

Stefan Eichhörnchen hat das sehr gut beobachtet, findet er. Er trägt das rotkarierte Hemd in die hochabschließende schwarze Hose reingesteckt. Auf dem krummnasigen Kopf hat er so eine Art Frisur. Sie scheint eine Parodie auf Dieter Thomas Kuhn sein zu wollen. Schönes, dünnes Haar.

Leere Blicke durchkreuzen den Raum. Schwarze Kacheln auch an der anderen Seite, keine Spiegelung dort. Drei mal vier macht neun. Nein, drei mal Bier - macht neun. Männer umarmen sich, im hinteren Raum wird Theater gespielt. Die beiden Dicken, die Kleine und ihre zwei Freundinnen, von den er eine zu kennen glaubt, unterhalten sich angeregt, wie man so sagt. Fetzen dringen durch den Rauch zu ihm herüber. „… mir … tun die … hupen … tierisch weh …“ N‘importe quoi. Das Mädchen, das ihm so bekannt vorkam, ist plötzlich verschwunden.

Die Musik ist noch an, alle sitzen, aber ein Stuhl ist noch frei. So funktioniert das Spiel nicht, denkt Stefan Eichhörnchen und schaut sich im Raum um. Sie steht in der Klotür, lächelt ihn an und ist es nicht. Als sie an seinem Tisch vorbeigeht, findet er, dass sie für ihr Alter recht tiefsitzende Brüste trägt und fragt sich, ob sie es ist, der die Hupen schmerzen. Ihr Freund kommt dazu. Er trägt einen Rucksack mit einer großen Wasserflasche im Außennetz und eine Outdoor-Jacke. Sternzeichen Wandersmann.

Warum eigentlich Outdoor-Jacke? Ist nicht jede Jacke für draußen, also da, wo es kalt und jackentauglich ist? Nachdem sein Nachbar in kürzester Zeit drei große Bier runtergestürzt und bezahlt hat, nimmt er noch ein kleines auf die Hand. Er nimmt seine schwarze Lederjacke von der Stuhllehne, trinkt das Bier auf dem Weg zur Tür, stellt das leere Glas auf den letzten Tisch und geht outdoor.

Ein Junge mit roter Mütze und roten Schuhen betritt den Raum. Seine Hose ist eine echte „Hochwasser“, was man fast übersehen könnte, wenn er sie nicht mit weißen Socken dezent in Szene setzte. Was hat denn das alles mit Theater zu tun, wenn niemand einen Schal trägt? Ist es etwa so weit, daß Rauchen allein zur Hochkultur taugt?

Jetzt kommt der Typ von der Band, der, der so englisch aussieht wie nur möglich, aus der Toilettentür, obwohl er da innerhalb der letzten Stunde nicht reingegangen ist. Der arme Kerl… Er nimmt eine Flasche Bier und geht nach draußen, ohne Jacke. Immer mehr Leute strömen aus dem Theaterraum, sogar der Bühnenbildner. Stefan Eichhörnchen kennt ihn eigentlich als Kellner aus dem „Kapitän“. Oder aus dem „Busfahrer“? So langsam scheint ihn der Rauch auch einzulullen.

Wo bleiben die beiden denn? Sie müssen da sein, er kann ihr Fahrrad, also eigentlich sein Fahrrad, das er ihr geliehen hatte, auf der gegenüberliegenden Straßenseite erkennen. Kein Zweifel: Sie sind hier. Im Nebenraum. So nah und doch so fern. Solar und doch so fun. So star und doch so Stern. Zola, Gynt, Bach, Poe, Sterne.

Freitag, 8. Oktober 2010

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Sein Studium war nun beendet und es regnete nach wie vor. Justin-Horst dachte: Es schifft wie aus Pferden, und stapfte durch den Regen nach Hause. Wenige Stunden später schloß auch seine Frau ihr Studium ab. Sie gewann dabei mit Eins zu Zweikommadrei gegen ihn und er fühlte sich erst wieder besser, als er am Abend „Dr. Best Justin-Horst“ las - zwar nur auf der Zahnbürste bei den Schwiegereltern, aber immerhin. Erst als er Tage später am Rande einer Ausstellung gefragt wurde, ob er gerade promoviere oder sich habilitiere, war er wieder vollständig hergestellt. Es waren dort Bilder u.a. von

Trudy Agar
Anne-Berenike Binder
Sieghild Bogumil-Notz
Cecile de Cat
Heidi Denzel de Torado
Jörg Dünne
Catherine Fuchs
Françoise Hammer
Kian-Harald Karimi
Kai Nonnenmacher
Clemens Pornschlegel
Doris Ruhe
Felix Kurt Ernst Schmelzer
Martina Schröder-Kniffki
Sünje Schweitzer
und Georgette Stefani-Meyer

zu sehen. Mandy-Joe und er bewunderten immer wieder solche Menschen und ihre Namen. Als Nachfahren einer alten Adelsfamilie hatten sie nie einen spektakulären Namen wählen können und so blieb Mandy-Joe Freifrau von Bismarck und Justin-Horst Freiherr von Heringsbrötchen eben nur ein eher unscheinbarer Doppelname. Der Standesbeamte Billy Regal (er hieß wirklich so) fand den Namen zwar komisch, aber auch er wollte sich der langen Tradition, die Spuren der von Heringsbrötchens ließen sich sicher bis in die Kreidezeit, die der von Bismarcks wahrscheinlich sogar bis ins Pleistozän zurückverfolgen, nicht widersetzen. Er schrieb den beiden die alte astor’sche Weisheit Die Maus, die hieß Renate, war sehr gut in Karate ins Familienbuch.






















Der nebenbei entstandene Satz Genau auf den Nippel, du Homo! ließ sich leider nicht politisch-korrekt unterbringen. Dafür noch einige Photographien aus Manger an der Mange.