Sonntag, 18. September 2011

Antrittsvorlesung am Schkeuditzer Kreuz Richtung Hamburg

Der Laden ist voller Menschen, durchschnittlich mit Zigarette und Bier bestückt. Kleine Lichtpunkte tanzen durch den Club, von der Decke die Wände runter über die Menschen, einfach drüber, ohne Rücksicht auf Verluste. Alles scheint sich zu bewegen. Nur in der Mitte der Tanzfläche steht regungslos ein Mädchen mit Rucksack. Nicht besonders schön, weder er noch sie. Bzw. es. Es müßte es eigentlich heißen - wider dem natürlichen Geschlecht des Mädchens. Nee, wider das natürliche Geschlecht. Gibt es im Conne Island überhaupt natürliche Geschlechter? Oder ist nicht jedwedes Geschlecht immer konstruiert?

So konstruiert wie das Essen des einen Typen vom Schkeuditzer Kreuz, der, der immer so nuschelt, daß man nichts versteht, wobei, das immerhin hab ich ja verstanden, daß er mal wieder was aus Fleisch und Gemüse in seiner Pfanne konstruieren wolle, was aber immer daran scheitere, daß in seinem Quartier anstelle von Lebensmittelhändlern nur noch dekonstruktivistische Kräfte, d.h. Künstler und deren Imitatoren, leben, zu denen er sich offensichtlich nicht zählt, obwohl er Autor, d.h. Künstler ist. Andererseits fällt mir grad ein, daß er irgendwo mal auf einem Symposium oder sowas erzählt hat, daß er eigentlich Bäcker sei und nur nebenbei Autor, in Teilzeit sozusagen. Mehrere Jobs, Kreativwirtschaft, Gentrifizierung, ist das schon wieder alles kompliziert.

Und ja, ich habe Quartier gesagt. Ich darf das auch, weil ich mal in Frankreich war und weil ich zu den wenigen Menschen gehöre, die bei Viertel an Uhren denken und nicht bei Quartier. Und ja, ich habe auch Gentrifizierung gesagt und nicht Tschentrifizierung. Ich sage ja auch nicht Tschentechnik oder Tschänseblümchen. Der eine andere vom Schkeuditzer Kreuz, ich meine jetzt den mit den optischen Meßgeräten, die an einen Trabanten erinnern, hat übrigens gelacht über das Kochen als anti-dekonstruktivistische Konstruktion. Ich ja auch. Und die Kellnerin meinte ernsthaft, man könne Fritzkaffeecola trinken! Kann man nicht. Mit jedem Schluck tötet man ein Stück seines innerlichen Matrosen und das tut weh, Schluck für Schluck.

Innerlicher Matrose, wie das schon wieder klingt: nach Jacques Palminger, mindestens aber nach Hamburg, der Stadt der gülden eingefärbten Pudel und damit wären wir erstens auch schon wieder am Anfang der Geschichte (der Pudelapparat zu Gast in Leipzig) und zweitens bei einem Problem, weil Jacques Palminger fett und unterstrichen da steht, also die Worte. Weil ich ja sonst immer im Internet schreibe und da weiß man dann: fett und unterstrichen, da kann man draufdrücken. Da geht - hoffentlich - ein neuer Tab auf statt den alten zu überlagern. Manchmal passiert aber auch nichts, da kann man drücken wie man will. Es passiert dann einfach nichts.  

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