Samstag, 20. November 2010

Der Kosmonaut wollte noch nicht in Rente gehen
Erster Aufzug

[Eine junge Frau spricht auf einem sterilen Gang einen älteren Herren an]

Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?

Ähm.. Ich weiß nicht.. Ich wollte eigentlich zu Frau Steinhagen, aber jetzt lese ich hier „Frau Steinhagen hatte letzte Woche einen Unfall und ist krank, deshalb müssen ihre Sprechstunden leider bis auf Weiteres ausfallen“.

Haben Sie denn einen Termin mit ihr gehabt?

Ja, ich bin heute extra in die Stadt gekommen deswegen. Wissen Sie, ich habe eine sehr lange Anfahrt.

Dann sind Sie wohl Herr Jähn?

Ähm, ja, woher wissen Sie denn das? Haben Sie mich erkannt?

Aber natürlich! Ich habe alle Ihre Filme gesehen!

Na prima.

Kommen Sie doch bitte mit in mein Büro, ich übernehme vorerst Frau Steinhagens Termine.

Wissen Sie, wie es ihr geht? Verunfallt und krank – das ist ja echt hart. War sie schon krank beim Unfall oder ist sie es erst danach geworden?

Machen Sie sich keine Sorgen, sie wird schon wieder. Ich habe heute Morgen mit ihr telephoniert und da wirkte sie durchaus optimistisch.

Das ist gut.

Setzen Sie sich doch. Ich habe es noch nicht geschafft, in ihre Akte zu sehen, erzählen Sie mir doch kurz, was ich für Sie tun kann.

Es gibt eine Akte über mich?

Natürlich. Es gibt hier über fast jeden eine Akte.

Das wußte ich nicht.

Was kann ich denn nun für Sie tun?

Warum komme ich denn wohl um dreiviertel Acht aufs Arbeitsamt?

Weil Sie Arbeit suchen!

Sie sind aber ein cleveres, junges Ding, Frollein!

Hihi.. Danke. Was könnten Sie sich denn so vorstellen zu machen?

Naja.. Vielleicht Science-Fiction-Darsteller oder sowas..

Hmm.. was haben wir denn da? Da! Der neue Film von Harald Potter wird nächsten Monat in Görlitz gedreht.

Ich sagte Science-Fiction, nicht Fantasy.

Wo ist denn da der Unterschied? Ist doch beides Scheiße.

Stimmt auch wieder.. Vielleicht könnten wir bei mir auf dem Hof eine Wetterstation aufstellen..

Und dann?

Na dann könnte ich jede Stunde im Radio anrufen und denen die Temperatur sagen.

Hmm, wo wohnen Sie denn?

Auf der Poststraße.

Aha. Hmm.. Ich ruf mal beim Radio an, was die davon halten, okay?

Okay. …

Ja hallo, spreche ich da mit Freddy? … Nein. Ach mit Herrn Fischer.. Mit DEM Herrn Fischer? … Na das gibt’s ja nicht! Aber sagen Sie mal, ich hab hier den Herrn Jähn da, … Ja! Den Kosmonauten, genau. Kennen Sie den? … Der Herr Böttger war mit Ihnen in der Klasse.. … Ach mit IHM war er in der Klasse – schönen Gruß von Herrn Böttger, Herr Jähn!

Ist mir nicht bekannt.

Aber er, also der Herr Fischer sagt, daß Herr Böttger mit Ihnen in der Klasse war.

Nein, war er nicht. Es muß eine Verwechslung vorliegen, bei uns in der Klasse gab es keinen Herrn Böttger. Es gab einen Thomas, einen Stefan, Maurice, zwei Horste und mich – sonst nur Mädchen. Sie sehen: kein Herr Böttger dabei. Fragen Sie diesen Herrn Böttger doch mal, ob er das Porzellan erfunden hat.

Herr Böttger, haben Sie … ach, Sie haben schon mitgehört, was der Herr Jähn gesagt hat? Nein, er hat es nicht erfunden, Herr Jähn. Er heißt nur so.

Vielleicht meint er ja auch einen anderen Kosmonauten namens Jähn.

So ein Unsinn, einen anderen.. Also wirklich!

Fragen Sie doch!

Also Herr Böttger, wie heißt denn der Herr Jähn, den Sie meinen mit Vornamen? … ach so, der ist schon wieder auf Sendung.. Sehen Sie, Herr Jähn, ich habe jetzt wieder Herrn Fischer am Apparat, weil der Herr –

Jaja, ich bin ja nicht taub.

Sehr gut! Da fällt mir was ein! Auf Wiederhören, Herr Fischer. Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt, daß Sie nicht taub sind? Dann hätte ich doch gar nicht erst beim Radio angerufen..

Ich hielt das für nicht so wichtig. Entschuldigung. Ich bin zum ersten Mal hier.

Aber das weiß ich doch, Herr Jähn. Ich schlage vor, daß wir erstmal Ihre Daten aufnehmen.

Was denn für Daten?

Na Name, Adresse und sowas.

Das steht doch bestimmt auch in der Akte!?

Stimmt. Ich muß das aber hier nochmal ausfüllen. … Poststraße … Und die Postleitzahl?

Neunzig Zweihundertzehn!

Ach na klar, da hätte ich auch selbst drauf kommen können.

Erst denken, dann fragen.

Haben Sie auch eine Emailadresse?

Die hatte ich schon 1979! Ganz einfach: thefirst@themoon.ddr

So! welche Sprachen sprechen Sie denn, Herr Jähn?

Deutsch und Russisch, ein bißchen auch Sächsisch und Klingonisch.

Da ham’se recht: säggs’sch gling’gomisch!

Haha. Witz, lach, lach.

Warten Sie mal, ich seh gerade: die Firma Belle Epoque -

Ist das nicht der Dekorateur am Markt?

Ja, genau.

Ein feiner Laden.

Jetzt lassen Sie mich doch mal ausreden, Herr Jähn! Die suchen da einen Weltraumausstatter. Wär das nicht was?

Aber ich bin doch heterosexuell.

Hmm.. Das ist natürlich schwierig. … Wissen Sie was, ich ruf da mal an. Wir müssen denen ja nicht gleich ihr kleines Geheimnis verraten, oder?

Na ja, wenn Sie meinen. Ich bin aber kein guter Lügner.

Neunachtsiebensechsfünfvierdreizweieins – na die Telephonnummer können Sie sich ja schnell merken! Sie müssen nur aufpassen, daß Sie nicht jedesmal starten nach der Eins, hihihi..

Hihi..

Oh, eh ja guten Tag. Hier spricht das Arbeitsamt! Sie suchen einen Weltraumausstatter, richtig … Dann hätte ich hier jemanden für Sie! [zwinkert Sigmund Jähn zu] Er ist sehr erfahren, aber eher ein Quereinsteiger … Nein, QUER, nicht QUEER. … Er war sogar schon mal im Weltraum! … Jetzt? … Moment. Herr Jähn, hätten Sie Zeit, im Anschluß an unseren Termin direkt am Markt vorbeizugehen?

Ähm, ich bin doch aber gar nicht richtig vorbereitet..

Ja, Sie haben richtig gehört, es ist Herr Jähn.

Also der Parkschein läuft eh noch zwei Stunden. Ja, ich komme vorbei!

Hören Sie, ich schicke Ihnen Herrn Jähn jetzt rüber. … Ob er schwul ist? Das weiß ich doch nicht. … Ob er Astronaut oder Kosmonaut war, soll ich Ihn fragen? … Herr Jähn, waren Sie Astronaut oder –

Kosmonaut!

Haben Sie gehört? Er war Kosmo - … Ja, Sie haben gehört, er soll vorbeikommen, okay, dann bis – Aufgelegt!

Ich danke Ihnen, Frollein. Hätte gar nicht gedacht, daß das so einfach ist hier.

Ja wissen Sie, wenn jemand wirklich arbeiten will, so wie Sie, dann findet er auch was. Man darf sich halt nicht zu schade sein für die Drecksarbeit.

Also Drecksarbeit mache ich aber keine! Wo kommen wir denn da hin!?



Zweiter Aufzug

[Der ältere Herr aus dem ersten Aufzug betritt ein Dekorationsfachgeschäft]

Palimm palimm.

[Zunächst ist niemand zu sehen. Aus dem ersten OG kommt ein Mann die Treppe herab, bleibt auf halber Treppe stehen]

Sie schauen sich erstmal um!?

Ähm, nein. Ich habe einen Termin mit dem Chef. Die vom Arbeitsamt schicken mich.

Aber natürlich! Herr Jähn! Wie konnte ich nur! Einen wunderschönen Tag wünsche ich Ihnen. Kommen Sie doch mit rauf ins Büro.

In Ordnung.

Meine Güte, Sie sind aber ein Schneller, wielang ist das her, daß ich mit dem Frollein telephoniert habe – zehn Minuten?

Ja, das kommt hin, das Arbeitsamt ist ja aber auch gleich um die Ecke.

Ach so? Wollen Sie einen Kaffee?

Sehr gern. Mit Milch und Zucker, bitte.

Natürlich. Setzen Sie sich.

[Der Dekorateur verschwindet im Nebenraum, Sigmund Jähn erkundet den Raum. Kaffeegeruch.]

So! Ihr Kaffee.

Vielen Dank. [Sigmund Jähn schenkt sich ordentlich Milch ein und mustert dabei das kuhförmige Milchkännchen und seine Markierung am Hintern – zwei gekreuzte blaue Schwerter] Ein schönes Kännchen haben Sie da.

Oh ja. Ich sehe schon, wir verstehen uns. Ich war mir nicht sicher, ob Sie für die Stelle hier geeignet sind, aber jetzt ist mir alles klar.

Ich selbst habe ein Meißener Kännchen in Form eines Albinohäschens.

Nein!

Doch.. Hier, ich zeig es Ihnen auf meinem Handy. [zeigt es ihm auf seinem Handy]

Jetzt haben Sie es mir gezeigt.

Ja. [packt das Telephon zurück in seine Herrentasche und kontrolliert dabei, ob der Autoschlüssel noch da ist]

Herr Jähn, ich sage es Ihnen, wie es ist: Ich möchte, daß Sie für mich arbeiten.

Was genau soll ich denn eigentlich machen?

Nun, wir sind ein Dekorationsunternehmen mit derzeit drei Angestellten. Wir dekorieren eigentlich in ganz Europa, aber das reicht mir nicht. Deshalb möchte ich Sie, wie gesagt, als Weltraumausstatter. Da fehlen uns eindeutig die Kompetenzen. Sie bekommen fünfzehn Assistenten und dann kann’s losgehen.

Aha.. Aber Sie erwarten doch nicht von jetzt auf gleich ein Konzept von mir!?

Nein, natürlich nicht gleich. Das hat noch Zeit. Die ersten Flüge sind für Montag gebucht.

Montag.. Ja, das könnte gehen.

Sagen Sie mir doch mal ihre ersten Ideen, ganz unvoreingenommen.

Naja, vielleicht könnte man was mit.. naja..

Ja?

Vielleicht Sterne oder so..

Sie meinen, weil er 2013 dreihundertsten Geburtstag hätte?

Hä? Ach so, nein, nicht Laurence Sterne. Ich meinte Sterne im Sinne von mindestens zwei Stück Stern, also der Himmelskörper.

Aja, natürlich. Find ich nicht schlecht als ersten Ansatz. .. Es müßte den Leuten deutlich formuliert werden, damit es nicht zu solchen Mißverständnissen wie eben kommt, aber klar, warum nicht. Arbeiten Sie weiter dran.

Okay. Was zahlen Sie denn eigentlich?

Naja, ich hatte ja eigentlich eine 30-Stunden-Stelle ausgeschrieben, aber ich merke ja schon, daß Sie das viel zu ernst nehmen, um Sie nur auf so eine halbe Stelle zu setzen.. ich schlage mal ganz salopp vor: Sie unterschreiben für drei Jahre, vierzig Stunden pro Woche, Arbeitstage Dienstag bis Samstag, 15 Minuten Frühstücks- und 100 Minuten Mittagspause, Grundgehalt 1435,70 nein 80 Euro Brutto plus Spesen. Ach so ja: bei uns ist Brutto gleich Netto – eine lange Geschichte, erzähle ich Ihnen am Dienstag in der Frühstückspause.

Könnte ich noch etwas mehr bekommen?

Ich hab doch schon auf 80 erhöht.. Aber gut: Grundgehalt 1200 Euro, Erfolgsprämie von 47 Euro pro Arbeitstag.

Ich meinte zwar eigentlich Kaffee, aber okay. Ich mach mit.

Wunderbar, Herr Jähn! Ach so, bevor ich’s vergesse: Haben Sie ein eigenes Raumschiff?

Eins? Ich hab sogar ein Cabrio für den Sommer.

Ja, ich erinnere mich, da hab ich mal was in der Zeitung gesehen.

Nein, das war ein älteres, das nutzt mittlerweile mein Sohn.

Ich würde Sie jedenfalls darum bitten, daß Sie das Raumschiff sowie einen Farbroller, ein Maßband und ein Cuttermesser selbst zur Verfügung stellen, weil wir das nicht für alle unsere Mitarbeiter bezahlen können.

Das verstehe ich [holt seine Herrentasche unter dem Tisch hervor, zieht den Reißverschluß auf und holt den Schlüssel zu seinem Raumschiff, an dem auch der Beeper für das Garagentor hängt, ein Maßband und ein Cuttermesser heraus] Sehen Sie mal: Ich bin Ihr Mann.

[beide freuen sich]

Danke für den Kaffee, ich schicke Ihnen morgen Mittag eine SMS mit meinem Konzept für den Weltraum.

Und ich mache den Vertrag fertig. Wollen Sie gleich eine Vorauszahlung? Ich hab aber nur 3000 Euro da.

Die nehme ich als Anzahlung schon mal mit, den Rest klären wir am Montag.

Am Dienstag, Herr Jähn! Wir haben doch am Montag geschlossen.

Wie die Friseure.

Wie die Friseure. Auf Wiedersehen und einen schönen Tag noch.

Tschüß. Schauen Sie, da kommt auch grad Kundschaft, gut, daß ich gehe.

Schönen guten Tag, die Herrschaften. Ja, diese Kissen sind wirklich bezaubernd.



Dritter Aufzug

[Sigmund Jähn zieht sich im Korridor die Hauschuhe an]

Mäuschen, wir müssen am Wochenende die Raumkapsel auf Vordermann bringen.

So ein Zufall, gerade heute habe ich neues Raumspray gekauft. Aber wieso denn eigentlich?

Ich war doch heute auf dem Arbeitsamt –

Hast du Frau Steinhagen einen schönen Gruß von mir bestellt?

Frau Steinhagen war nicht da, Stell dir vor, die hatte einen Unfall und ist auch noch krank.

Ach, die Arme.

Vergiß Sie! Ihre Kollegin hat mir eine Stelle bei dem Dekotypen am Markt verschafft.

Aber du bist doch gar nicht schwul!

Das weiß der scheinbar nicht.

Naja, wahrscheinlich denken die, du warst all die Zeit im All allein unter Männern..

Ist doch scheißegal, ich muß noch nicht in Rente!

Stimmt. Solange ich noch arbeiten gehe, kannst du ja auch noch gehen.

Und trotzdem können wir noch am Sonnabend deinen 37. Geburtstag feiern!

Oh ja, ich freue mich schon aufs Feuerwerk.

Na eben, ich muß mich noch um die Raketen kümmern!

Vergiß das nicht! Du weißt, daß Zauber-Falk am Freitag in den Urlaub fährt.

Ich ruf ihn gleich mal an.

[beepbeepbeep]

Nur drei Stellen, hast du den auf Kurzwahl?

Ja, aber jetzt sei ruhig, es ruft schon.. Falk, altes Sachbuch, hier ist Siggi.. Ja, natürlich hast du das schon auf dem Display gesehen.. Was, ich rufe ein bißchen spät an wegen der Geburtstagsraketen?.. Woher weißt du.. DU hast sie schon beiseite gelegt?.. Dann ist doch alles gut! Wann kann ich sie denn abholen? .. Morgen vormittag? Ja, das paßt. .. Ja, gut, geh zurück in den Pool.

Alles klar?

Jepp, Falk hat an alles gedacht. Ich hab ihm wohl letztens im Kino schon den Auftrag gegeben. Kann mich zwar nicht dran erinnern, aber woher soll er es denn sonst wissen? Ich geh jetzt erstmal aufs Klo.
[geht ab]

Verdammt! Das war knapp. [beepbeep] Ja Falk, ich bin’s.. Ja, das hast du schon auf dem Display gesehen. Hör mal zu, du mußt aufpassen, daß du dich nicht verquatschst, Siggi ist doch nicht blöde. Irgendwann merkt er das.. Ja, ich weiß, ich muß es ihm sagen, nicht du.. Hmm? .. Ja, er hat jetzt eine neue Stelle, da ist wieder mehr Zeit, Oh er kommt! Tschüß.

Na, alles fit im Schritt?

Mäuschen, du sollst dir diese dämlichen Sprüche in meiner Gegenwart verkneifen. Ich bin nicht so ein Trottel wie deine Hilfsschüler.

Hast ja recht, entschuldige.

Noch dazu komme ich grad vom Klo. Völlig unpassend.

Ja ja. Ich hab’s verstanden. Hast du Hunger?

Eigentlich noch nicht, ich hab vorhin’ne Bratwurst in der Stadt gegessen.

Ach so.

War sie gut?

Nein.

Hast du schon Zeitung gelesen?

Na eben, nein. Sollte ich?

Vielleicht interessiert dich die Saturn-Werbung.. Soll ich uns einen Tee machen?

Ich nehme lieber’n Tässchen Kaffee.

Mit Schuß?

Klar, wir sind doch unter uns. Gehen wir auf die Terrasse?

Ja, ich mach den Kaffee und du holst mein Buch vom Nachttischchen.

Sonst noch was?

[Sie lugt unter der Gardine nach draußen] Ja, bring mal die Sonnenmilch aus dem Badschrank mit.



Vierter Aufzug

[Frau Jähn wird 37]

Können wir mit dem Kaffeetrinken nicht noch warten bis das Spiel zu Ende ist?

Willst du mir sagen, daß du lieber vor diesem dämlichen Newsticker sitzt als bei deiner Familie zu sein?

Nein, natürlich nicht, aber es sind doch nur noch vierfünf Minuten.

Deine Frau wird nur einmal Siebenunddreißig!

Aber Neunundzwanzig ist sie doch auch dreimal geworden..

Komm jetzt!

Na gut. [bippbipp] Oh, warte mal. Elfmeter!

Na prima.


JA! Zweinull. Wagefeld ist einfach ein Held der Arbeit. Der Drops ist gelutscht!

Kommst du jetzt!?

Bin schon da.

Die Schlagsahne fällt doch sonst wieder zusammen.

Ich bin doch schon da.

Ziehst du noch das Trikot aus!?

Oh ja, hätt ich fast vergessen. Wo ich doch immer kleckere.. Glück gehabt, danke.

So! Jetzt aber: Piepiepiep, guten Appetit. Ich hätte gern ein Stück Erdbeertorte.

Hier, bitteschön. Kannst du mir bitte einen Schaumelephanten geben?

Aber natürlich.

Vielen Dank. Horst, nimm dir doch! Oder soll Stefanie erst rüber kommen? Also, Mäuschen, wir erheben die Kuchengabeln auf dich und deinen Geburtstag!

Vielen Dank, Siegmund.



Fünfter Aufzug

[der erste Arbeitstag als Weltraumaustatter]

Guten Morgen.

Röte-Rautenkranz.

Haha.

Tschuldigung, das hören Sie wahrscheinlich öfter, nicht!?

Heute Morgen röte ich’s schon dreimal.

Inklusive von mir?

Nein, Sie waren der vierte Scherzkeks. Wie heißen Sie eigentlich?

Arno Nühm. Ich bin Ihr erster Assistent, Herr Jähn.

Dann gehen Sie gleich einen Kaffee holen! Und schicken Sie Schmidt zu mir!

Wer ist denn Schmidt?

Fragen Sie nicht! Holen Sie ihn!

Ja, natürlich.

HALT!

Was ist denn noch?

Wollen Sie mich nicht fragen, ob ich Milch und oder Zucker in den Kaffee möchte?

Der Chef hat gesagt, Sie mögen Ihren Kaffee mit viel Milch und einem Zucker.

Arno Nühm, Sie sind sehr gut vorbereitet. Das gefällt mir. Bringen Sie sich auch einen Kaffee mit, auf meine Rechnung!

Danke, bin sofort zurück.

Bis gleich.

Bis gleich.

Herr Doktor Jähn!?

Ja? Aber lassen Sie doch bitte den „Doktor“ weg.

In Ordnung. Herr Jähn, ich bin Tino Nühm –

Sind Sie mit meinem Assistenten verwandt?

Wir sind Brüder.

Das sieht man!

Na danke..

War bloß Spaß. Sind Sie auch in meinem Team?

Ja, ich bin Arnos, also Herrn Nühms, erster Assistent.

Also ich würde ja sagen, daß wir uns beim Vornamen nennen. Oder soll ich jedesmal Herr Nühm d.Ä. bzw. d.J. sagen, wenn ich nur einen von Ihnen zusammenscheißen will? Ich bin der Siegmund.

Und ich der Tino.

Was? Da geht man einmal einen Kaffee holen und schon sind der Vorgesetzte und der Assistent vom Assistenten per Du!?

Arno, wir sind noch beim Sie, aber da Sie beide ja den gleichen Nachnamen teilen, scheint es mir klarer, wenn wir uns beim Vornamen nennen.

Das ist natürlich richtig, aber ich gebe zu bedenken, das Tino und ich uns natürlich seit unserer Kindheit duzen, wohingegen Sie uns und wir Sie siezen.

Auch wieder wahr. Aber vielleicht ist es für Sie beide auch einfacher, Privates und Geschäftliches zu trennen, wenn Sie sich hier siezen und daheim duzen?

Da machen Sie es sich aber sehr einfach. Vornamen und siezen, das ist ja wie beim Zahnarzt.

Da könne wir ja gleich wieder „Doktor“ sagen.

Na dann kann’s ja jetzt losgehen.

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