Mittwoch, 14. April 2010

Ich bin ja ein Jäger und Sammler. Ich hab drei Terrabyte Animéfilme. Aber nur so elf Prozent davon gesehen!
Neben mir sitzt also ein häßlicher Hobbit. Drei Terrabyte.. Animé.. Wie pervers kann man sein? Elf Prozent.. ELF! Nicht zehn, nein; elf. ICH SAß HIER ALLEIN IN EINEM HALBLEEREN HÖRSAAL UND FETTI MUßTE SICH GENAU NEBEN MICH SETZEN.

Beim Anblick des Flügels hätte man schon stutzig werden müssen. Ein Flügel in einer nagelneuen, streng ökonomischen Universität – das konnte nicht wahr sein. Ich träume oder sowas. Und dann noch das Mädchen weiter hinten: Eh, KMW is‘ voll toll! Das ist hier der Zauberwald, ganz klar.

Der Typ neben dem Typ neben mir hat auf die drei Terrabyte und elf Prozent völlig unaufgeregt geantwortet, als ob das eine normale menschliche Äußerung wäre, daß das alles ein wenig bei ihm nachgelassen habe, seit er studiere und eine Freundin habe und Zugang zu sexuellen Handlungen. Das hat der echt gesagt Zugang zu sexuellen Handlungen. Spielen die hier für mich Cliché? Das kann doch alles gar nicht wahr sein.

Beide haben so ein großes Touchscreentelephon, kein Iphone, finden sie gar nicht so gut, außer die Mikrophonfunktion, die die aufgenommene Stimme verzerren kann. Austausch von technischen Details. (Dick empfiehlt Doof den KM-Player oder so, ein koreanischer Audioplayer, den er auf seinem Rechner hat.)

Fetti neben mir sagt jetzt: Nur noch die Vorlesung hier und dann wieder Zocken! Die spielen wirklich Cliché!

Nach Klärung der Teilnahmebedingungen und TeilnehmerInnen, Wanda Kaufmann und Jennifer Hochhaus sind die besten Namen (Panzer! Au Sepeur, au Sepeur!), beginnt Professor Speiche eine seiner legendären Vorlesungen. Heute sagt er Sachen wie: Alle europäischen Kulturen waren zunächst Pferdekulturen. Muß man auch erst mal drauf kommen. Ich denke in diesem Moment an das Genre des Sandalenfilms, das sich ähnlich wie der klassisch-amerikanische, aber auch der Italo-Western mit genau dieser Pferdekultur beschäftigt. Pferdekultur. Pferdekultur. Pferdekultur. Dreimal eingegeben, ohne Strg & c und so. Just horseculture, you know.

Professor Speiche schließt ab mit der Klärung des Ursprungs der Worte Lady (altenglisch für Brotkneterin) und Lord (altenglisch für Brotwächter) und ich lese unter den nagelneuen Bänken:

I know the pig one slightly differently ...and pigs can fly. I would think it means the same as the kotzende Pferde.

Horseculture forever
, schreibe ich drunter.

2 Kommentare:

  1. Lieber Will,
    dieser Beitrag ist spitze; zum schießen. In meinen Augen das Beste, was ich von dir bis jetzt hier lesen konnte. Für mich begründet in der Tatsache, dass sich das erfüllt hat, was ich erwarte wenn ich mir deine Blogs zu Gemüte führe - Erheiterung. Ich musste echt lauthals lachen. Puh! Das ging schon damit los, dass ich als geisteswissenschaftlicher Laie "KMW" bei "wikipedia" eingegeben habe. Mache das mal! Überragend wofür diese Abkürzung steht. Lege die eine oder andere Bedeutung mal dem "Mädchen weiter hinten" in den Mund.
    Für die erlebte Veranstaltung an sich kann man dich, lieber Will, ja nur beneiden. Zum Glück lässt du hier andere an diesem Schauspiel teilhaben. Ich dachte immer Geisteswissenschaftler wären eloquent und würden ohne größeren Aufwand, auf eine natürliche Art und Weise, eine reife Umgangsform verkörpern - weniger wie "FETTI" und sein Freund. Das waren wahrscheinlich wirklich Schauspieler, die geübt haben. Deswegen haben die sich auch neben dich in einen ansonsten halbleeren Hörsaal gesetzt - die waren erpicht auf die Resonanz eines Zuhörers. Oder es waren Maschinenbauer, die sich verlaufen hatten. Cliché! So eine Pferdekultur aber auch.
    Da ich nicht glauben will, dass es tatsächlich Personen gibt die den Namen "Hochhaus" tragen, meine ich, Professor Speiche war der eigentliche Held des Abends aus Sicht der Onomastik.
    Den letzten Abschnitt habe ich beim ersten "überfliegen" natürlich so verstanden, dass "Lord" altenglisch für Brotkneter ist und "Lady" altenglisch für Brot! Neja, "alle europäischen Kulturen waren zunächst Pferdekulturen".

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  2. Olá Haasé,
    für einen Spanier schreibst du wirklich sehr schöne Kommentare, muß ich sagen (oder bist du Franzose? dann Salut!).
    Die KMWs dieser Welt habe ich mir angesehen (und gleich mal geguckt was Onomastik ist, du Fuchs!) und möchte sie hier gern wiedergeben:

    Keramikmuseum Westerwald in Höhr-Grenzhausen

    Kleine Magellansche Wolke (Zwerggalaxie in nächster Nachbarschaft zur Milchstraße)

    Klosterneuburger Mostwaage (Angabe des Zuckergehalt von Traubenmost)

    Kommunikations- und Medienwissenschaft (Studiengang)

    Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG

    Krauss-Maffei Wegmann (Rüstungsunternehmen)

    Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven

    Besonders zu letzterem KMW habe ich förmlich einen Bezug, denn vor einigen Jahren erhielt ich die Einberufung zur Marine nach Wilhelmshaven. Bekanntlich ergab es sich anders.. Ach die Zeit bei der Luftwaffel war die schönste meines Lebens..

    Im übrigen gibt es Frl. Hochhaus "wirklich", wohingegen Prof. Speiche unter anderem Namen lehrt, sich aber sehr für Fahrräder interesiert.

    In diesem Sinne:
    allzeit gute Fahrt.

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