Donnerstag, 13. Mai 2010

Die Straße lag naß vor ihm. Dunkel war es ja schon gewesen als er hineingegangen war. Aber der Regen war neu. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Einer der wenigen Sätze seiner Kindheit, die er wirklich verinnerlicht hatte. Nur hatte sich das mit dem Wetter nicht im Geringsten angekündigt, also auch keine wetterfeste Kleidung. Nur Hausschuhe und gute Laune. Haha. Doch was gab es denn besseres, als nach Stunden mit Alkohol, Rauch und Schweiß nochmal durch die Nacht zu laufen und zu atmen.

Am …platz schubsten sich ein paar finstere kurzhaarige Gestalten durch den Matsch. Da hatte er jetzt wirklich keine Lust mehr drauf und hoffte, daß sie ihn nicht sehen würden. Er hielt sich ein wenig links von der Ideallinie außerhalb der Straßenbeleuchtung.

So spät allein auf der Straße, junges Fräulein!?
Das hatte also schon mal nicht geklappt. Jetzt konnte er auch gleich hingehen, dann konnten sie ihm wenigstens nicht in den Rücken fallen.
Alles fit im Schritt, Sportsfeunde!? versuchte er so deutlich wie möglich zu sagen.
Halt’s Maul. Sag lieber mal, was du mit einem machen würdest, der mit deinem Freund rumgeknutscht hat.
Der mit meinem Freund…? dachte er. Das ist doch’ne Fangfrage.
Ja, Mann, der Knilch da hat mit meinem Freund rumgemacht, sagte der größte der insgesamt recht großen Gesellschaft und zeigte auf den zweitgrößten, der in einer Pfütze saß und rauchte. Das konnte ja noch ganz amüsant werden.. Er zündete sich erstmal eine an und guckte in die auch schon ziemlich fertige Meute. Man bot ihm Bier an, als er sagte, daß er dann mal wieder los müsse. Der Große schubste ihn daraufhin unmotiviert auf die Straße, wo er sich in der Bahnschiene den Fuß verstauchte. Er hob den Arm zum Gruß und humpelte weiter in Richtung Osten der Stadt.
Als er sich nach einigen Metern noch einmal umdrehte, hievten sie gerade den einen aus der Pfütze und man ging Arm in Arm die …straße hinauf. Es war nicht ganz klar -

Mittwoch, 5. Mai 2010

// Seid wenig

Könnt alles
Küßt manchen
Müßt hier weg
Macht nichts
Nur Birnen halten
und sonst nichts.
Seid schön.

// 23 / 11 / 09

Dienstag, 27. April 2010
















Deine Eltern sind zum dancen,
du machst eine Pizza, wie nett von dir.
Impulsive Menschen kennen keine Möbel!
Schmeiß die Nackten aus der Party, wir brauchen Platz auf einem Tennisturnier!

Yippie Krawall Yeah Yippie Remmi, Yippie und Yeah Demmi!

Ein bißchen Pool und Sauna, beschißne Glitza Hausbar.
Habt ihr nix zu drehen hier? Ich will Eltern!
Deine Mutter hat gesagt: Tragt nicht soviel Boxen rein!
Auf den Tischen in der Katja sieht sie aus wie Glitza Ebstein.

Yippie Krawall Yeah Yippie Remmi, Yippie und Yeah Demmi!

Wir tanzen auf dem Aufguß,
die Grenze ist bei Reichen!
Ich will privat sein! Im Gold kann man sich erleben.
Die Stimmung von deim Vater
nehm ich mit in die Küche,
ich erfrisch lauter Dreck mit dem Foto,
und dann fress ich Fenster!

Ey mach mal nicht so rum ey, wir wollen nur Silber!
Ein bißchen was spießen, was kann es schönres geben!?

Yippie Krawall Yeah Yippie Remmi, Yippie und Yeah Demmi!

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Leopold Grausam (* 29. Juni 1943 in Pressbaum) ist ein ehemaliger österreichischer Fußballspieler.

Der erste Verein von Stürmer Leopold Grausam war Hellas Kagran, bei dem er von 1953 bis 1956 spielte. Anschließend wechselte er zu seinem Heimatverein SV Pressbaum und kam schließlich 1958 in die Nachwuchsabteilung des SK Rapid Wien. Von Rapid wurde er in der Saison 1962/63 an den SV Philips Wien verliehen, bei dem er in der drittklassigen Wiener Landesliga spielte. Das Debüt im Rapiddress in der A-Liga absolvierte Leopold Grausam gegen den Kapfenberger SV am 10. November 1963 glänzend, denn beim 5:0-Heimsieg erzielte er vier Treffer und erinnerte damit an Rapid-Stürmer Josef Bican, dem bei seiner Premiere selbiges gelungen war.

Mit Rapid war Leopold Grausam in dieser Zeit sehr erfolgreich. Bereits in seiner ersten Saison 1963/64 konnte er österreichischer Meister werden, 1966/67 und 1967/68 kam er zwei weitere Male in den Genuß der gewonnenen Meisterschaft; hinzu kamen noch zwei ÖFB-Cupsiege 1968 und 1969. Leopold Grausam selbst wurde dieser Tage 1967 zu Österreichs Fußballer des Jahres gewählt und durfte bereits am 12. April 1964 unter Béla Guttmann sein Debüt in der österreichischen Nationalmannschaft gegen die Niederlande geben. In der EM-Qualifikation '68 schoss Leopold Grausam zwar sowohl den Siegtreffer beim 2:1 gegen Finnland, als auch das Tor beim 1:0 gegen die Sowjetunion, allerdings hatte man in der Gesamtabrechnung letztlich das Nachsehen gegen Letztere.

1970 wechselte er für eine Saison zum FC Wacker Innsbruck, die sehr erfolgreich verlief, denn Leopold Grausam konnte seinen vierten Meistertitel gewinnen. International von sich reden machen konnte er, als er den Siegtreffer beim 1:0 gegen Real Madrid im Europacup der Cupsieger erzielte. Obgleich er mit Rapid zweimal ein Europacuppokal-Viertelfinale erreichte, war dies sein vielleicht größter internationaler Erfolg auf Vereinsebene. Nach einer weiteren Saison 1971/72 beim Linzer ASK ließ Leopold Grausam seine Karriere schließlich in der Schweizer Nationalliga A beim FC Grenchen ausklingen.

In den 1980er Jahren war Grausam als Trainer beim Floridsdorfer AC tätig.

2 x Europapokal-Viertelfinale: 1967 (CC) 1969 (CM)
1 x Fußballer des Jahres: 1967
4 x Österreichischer Meister: 1964, 1967, 1968, 1971
2 x Österreichischer Cupsieger: 1968, 1969
8 Länderspiele und 3 Tore für die österreichische Fußballnationalmannschaft von 1964 bis 1967

Sonntag, 25. April 2010

Es war herrlich hier. Man konnte nichts anderes tun, als seine innere Katze zu streicheln, sich geborgen zu fühlen und Schnaps zu trinken. Der Sturm wurde stärker und stärker. Mehr und mehr Männer strömten in die Kneipe. Das war mal sehr gut, heute schon ein bißchen früher herzukommen, denn das Letzte, was man jetzt noch gebrauchen konnte, war ein stehendes Getränk.

Die ganze Nacht war hier noch niemand rausgegangen, nur immer neue Seeleute, die völlig durchnäßt und frierend schon Grog bestellten ehe sie richtig zur Tür rein waren. Es fehlte ganz klar an Regenmänteln. Das jedenfalls stand fest. So einem Unwetter hat man äußerst selten Gelegenheit beizuwohnen. Ich begann langsam zu vergessen, daß auch ich nach wie vor naß war, obgleich ich schon seit Stunden hier war. Nicht, daß ich in dieser Nacht irgendein Gefühl für Zeit gehabt hätte, aber die beachtliche Anzahl von Gläsern und Flaschen vor mir ließ mich hoffen, daß ich dafür wenigstens mehrere Stunden gebraucht hatte. Sonst würde das hier alles wohl ganz schrecklich enden.

So wie bei dem schmächtigen Typen am runden Tisch neben der Tür, der neben einem ebenfalls beachtlichen Berg von leeren Flaschen – denn der Wirt ignorierte nicht nur mich hier am Tresen, sondern alle Gäste, die bereits mehrfach hier gewesen waren – das war seine Art und zu den Stammgästen war er am häßlichsten – auch einen halbvollen Teller Fischsuppe stehen hatte, den er zunächst leer gegessen hatte, um ihn wenig später wieder vollzukotzen. Mit dem Gesicht auf dem Teller, blies er schnarchend Blasen in die Matsche.

Nun war das natürlich alles andere als selten, daß sowas hier passierte, aber die beiden anderen Kerle an seinem Tisch, auch schon sehr gut unterwegs, schienen für heute den Anfang machen zu wollen, also als erste zu gehen und das hatte sicherlich nicht wenig mit beißenden Geruch ihres Tischnachbarn zu tun. Ich versuchte, die Uhr über der Tür auszumachen, weil es mir noch viel zu früh erschien, aber im ganzen Raum standen nicht nur Menschen, sondern auch der Rauch. Also schaute ich wieder hinaus zur See, die ihre Wellen immer höher aufzutürmen schien.

Ab und an konnte man, wenn es blitzte, ein Schiff am Horizont erblicken und dann war es nur noch eine Frage der Zeit, daß dessen Mannschaft hier ankommen würde. Manchmal fuhren die Schiffe natürlich auch einfach vorbei am Hafen. Dieses winzige Fenster hier am Tresen stellte sich also doch als Gewinn an diesem Abend für mich heraus. Sitzend einen Teil der Welt beobachten, ohne nasse Füße und leider ohne Wind im Gesicht. Sollte noch etwas Zeit bleiben, würde ich versuchen zu dem einzeln stehenden Haus acht Meilen nordöstlich von hier zu fahren. Vielleicht ein Puff. Oder die Post, wer weiß.

Irgendwann mußte doch ihr Schiff ankommen. Seit zwei Tagen und Nächten saß ich jetzt hier in diesem Kaff. Wobei das auf so eine lange Distanz jetzt auch keine allzu große Verspätung ausmachte. Und Tag und Nacht zu unterscheiden war hier eh kaum möglich, also irrte ich mich vielleicht auch. Das Unwetter ging wohl seit einer Woche, hatte mir vor ein paar Stunden eine Dirne zugeflüstert, um mich in ihre Arme zu locken.

Es wurde tags nicht richtig hell und nachts blitzte es durch die Dunkelheit. Sicher war nur, daß ich am fünfzehnten hier angekommen war und seitdem völlig ohne Zeitgefühl in diesem Ort, dessen Namen ich weder auszusprechen wagte noch konnte, durch Straßen und Kneipen zog – auf ihr Schiff wartend.

Nachdem sich der Eine seine Jacke mit einiger Mühe übergestreift hatte und bereits zur Tür stolperte, gab der Andere das mit der Jacke auf, klemmte sie sich unter den Arm und torkelte hinterher. Er zögerte auf halber Strecke zum Ausgang, blickte sich um, sah den schnarchenden Dritten im Bunde, der natürlich nichts von alldem mitbekam und fragte den Vorausgegangenen in Nordlondoner Dialekt What shall we do with the drunken sailor?. Erst mit genau dieser Promilleunterstützung ist dieser Dialekt in seiner ganzen Pracht zu genießen.

Unsicherheit in den Gesichtern. Man verständigte sich, ihn morgen früh zu holen, er schade hier ja niemandem. Der Eine zeigte auf den Schlafenden, machte eine Geste zum Wirt, daß man ihn hierlasse und rief ihm zu early in the morning. Interessierte den wenig, aber der Straßenmusiker, der wenige Minuten zuvor gekommen war, um ein Bier zu trinken, machte sich irgendwelche Notizen. Wahrscheinlich nur zufällig. Ich war überrascht, daß er überhaupt schreiben konnte. Noten malte er noch ein paar und vermutlich könnte man am nächsten Morgen hören, was er da wieder zusammengesponnen hatte.

Schiller kam jetzt rein. Er hatte neue Hosen an. Das überraschte mich wenig, war er doch vor kurzem erst diesbezüglich unterwegs gewesen. Er bestellte drei Bier für sich und seine zwei Begleiterinnen tranken Gin. Er sah mich nicht und setzte sich an den eben frei gewordenen Tisch der Engländer, was einige Gäste, die schon länger da waren, verärgerte, weil sie auf die Plätze spekuliert hatten. Schiller klärte alles ohne großes Zutun über seinen Charme.

Und die beiden jungen Damen sorgten natürlich ebenfalls für gehobene Stimmung. Weil ja nur zwei Stühle frei waren, setzte sich eines der Mädchen auf Schillers Schoß. Die andere stellte sich auf den anderen Stuhl und zog tanzend ihren Mantel aus. Der Schlafende wachte auf. Er aß einen Löffel von seinem Teller und schlief wieder ein. Schiller zündete sich amusiert eine Zigarette an und grüßte mich jetzt durch den Raum. Wir hatten uns ewig nicht gesehen und ich ging rüber zur Toilette.
(Janvier 2009)

Dienstag, 20. April 2010

Industrielandschaften. Ein Wasserturm, Kräne, einige Bäume zeichnen sich schwach am Himmel ab, hier, wo die Stadt ausfranst, wo hinter jeder Brücke das letzte Haus stehen kann, wo schon am frühen Abend nur ab und an ein Güterzug die Stille durchkreuzt.

Da, wo vom Boulevard Georges Noir die Rue Ian Fleming abgeht, stehen einige Fahrräder und wohl ihre Besitzer daneben. Nur wenige Fenster sind beleuchtet und wenn, dann nur im flackernden hellblau des Abendprogramms der Fernsehsender. Ein verkommener Lottoladen, der schon seit über zehn Jahren keine Gewinne mehr macht oder auszahlt, scheint der letzte Übriggebliebene einer vergangenen Zeit.

Schön, daß ihr gekommen seid, fängt einer der mutmaßlichen Radfahrer an. Er unterscheidet sich nicht von den anderen, dunkel gekleideten, biertrinkenden jungen Männern und Frauen, spricht jedoch offensichtlich einen Dialekt, der hier nicht hergehört. Nachdem er gesagt hat, daß die Taschenlampen (scheiße! welche Taschenlampen!? Ich werde sterben!) erst drinnen eingeschaltet werden sollen, setzt sich die Gruppe in Bewegung, beobachtet von niemandem, wenn nicht zufällig einer am Fenster eine raucht/schwängert.

Eine Einfahrt, im Hinterhof eine Nettoreklame und Parkplätze, keine Autos. Menschen schon mal gar nicht. Hinter einer Ecke wird der Hof größer und größer, ein Parkplatz für das Netto. Ganz weit hinten ein Monstrum von einem Haus. Klinker, schwarz, verlassen, kein einziges Fenster hat eine Scheibe, höchstens Bruchstücke.

Der Bauzaun hat wie zufällig eine Lücke und genau hier beginnt streng genommen der Hausfriedensbruch oder wie das heißt. Ganz ohne Bruch, nur ein friedliches Haus. Als ich davorstehe, erkenne ich, daß im obersten Stock, im eins zwei drei vierten Stock ein Baum aus einem Fenster wächst. Die Natur holt sich das hier alles zurück, frißt sich in Richtung Stadt.

Es ist noch nicht ganz dunkel, der Abend will gerade Nacht werden und wieder ist da ganz zufällig ein Loch, obwohl doch das Erdgeschoß des Klinkerbaus ansonsten vollständig mit diesen häßlichen hellgrauen Gasbetonsteinen zugemauert ist. Der Einstieg ist bequem, der Gang lang und dank der Betonsteine können die alten Hasen jetzt ihre Taschen- und Stirn(!)lampen einschalten. Lichtkegel lassen auch hier Steine, Pflanzen, Vergangenes aufblitzen. Lampen aus! Das Treppenhaus zieht alle in den zweiten Stock, vorbei an scheibenlosen Fenstern, Müll, eine Art Rohr (Lampe?) hängt senkrecht von der Decke, Ausweichbewegung nach links, weiter hinten das erste Teelicht, wieder ein Gang, wenige Teelichter zeigen den Weg, gerade genug, um darüber nachzudenken, ob das kitschig ist, Graffitti hier und da, alte Plakate an der Wand, ein Einkaufswagen, ein Beamer darin. Das ist eigentlich schade, weil Kino unter Tage im zweiten OG doch wenigstens mit Super8 oder so gezeigt werden könnte, vielleicht aber zu clichéhaft, wer weiß.

Erneut zeigen die Erfahrenen, wo es langgeht bzw, daß man ruhig mal eine Decke oder sowas hätte einpacken können. Menschen am Sonntag. Elektronische Musik setzt ein, der DJ war’s. 1929 und fast alle Bilder wie ganz neu.

Wir müssen alle sterben!, denke ich wohl als einziger. Ein Zug fährt hinter der Wand rechts lang, also jetzt direkt dahinter, padummpadummpadumm. Denken die alle, daß gehört zur Show?

Lampenschwingend erkundet man danach das Haus, unter dem Dach eine Art Saal mit Bühne. Klaviere wurden hier mal gebaut vor hundert Jahren. Keine Scheiben, zieht wie Hechtsuppe, keine schlechte Aussicht eigentlich. Kräne, Hallen, Schienen, eine Leuchtreklame hier, spärlich beleuchtete Wohnhäuser da.

Feierstimmung kommt nicht auf, wahrscheinlich weil das Bier alle ist oder die Mädchen frieren. Irgendeine Kneipe wird‘s schon geben. Wir taumeln die Treppen und Gänge nach draußen, vorbei am Kalender von 1990. Klinsmann, Kohler, Bein, Riedle, Stadt der Frisuren.

Am Boulevard Georges Noir erstmal nichts, dann auch nicht mehr. Der Pfingstdings hat geschlossen. Dielenklause – geschlossen. Güldene Aue – geschlossen, aber morgen 90er Party mit DJ Super-Ingo. Scheiße, das wär’s gewesen jetzt. Nach fünfzehn Minuten: die Brotbüchse, vier Männer am Tresen, zwei dahinter. Naaabend – für uns geschlossen. Und wieder nichts. Nur leere Straßen und dunkle Häuser links und rechts. Gibt’s denn hier kein Scheißbier in diesem Scheißpuff!? Hallt ganz schön in der Leere.

Doch da, am Ende der Straße, über den spiegelnden Bahngleisen erscheint er, zieht uns zu sich: der Flying Hirsch. Erlösung. Freitags Kurze für einsfünfzig und heute ist Freitag! An der hellbeleuchteten Krombacherspeisekarte vorbei, bingbing, und hinein. Ein Pferd von einem Hund betrachtet uns kritisch, die gott- nein arschgeweihte Kellnerin schleußt uns vorbei an der Bestie, wir fallen in eine rustikale Eckbank und holzgedrechselte Stühle.

Vier Bier und drei Aschenbecher für Hasenbrödl, bitte. Und die Karte. Was, Skatkarten? Ähm, warum nicht, her damit und’n Teller Fettbemmen, Mäuschen. Metallica singt ein Lied, ich will gleich rauchen und schwitzen. Schöne Holzvertäfelung, faßartige, gewölbte Holzdecke. Ich suche den in diesem Falle obligatorischen Jack-Daniel’s-Spiegel und entdecke ihn neben der Klotür, durch die der Hund eben läuft, ein Rüde also oder schlecht erzogen. Gut, daß ich gestern Abend den riesigen Ankerstempel oben auf den Unterarm bekommen habe, paßt gut zu den Tätowierungen der Dartspieler.

Achtzehn. Weg. Gegröle an der Dartscheibe, ein großes Hallo sozusagen. Einer hat den Pfeil in die Reset-Taste geworfen. Man erkennt ihn daran, daß er der einzige ist, der lacht, der Rest ist aufgebracht, fühlt sich um Sieg und Spiel betrogen. Er gibt eine Runde und alles beginnt von vorn.

Montag, 19. April 2010

Element of Future

I

Wir haben viel zu lang geschlafen und ich erwache zögernd nur aus einem viel zu dunklen Traum und ich erinnere mich kaum. Ich weiß auch noch nicht, wohin wir gehen. Bei mir geht überhaupt nichts mehr, weil sich alles um dich dreht, seit der Himmel deine Augenfarbe trägt. Draußen ist es zu dunkel für einen allein. Wenn du lächelst, hat die Zukunft ihren Schrecken eingebüßt. Bring mich von hier weg, bring mich dahin, wo es anders ist als hier. Irgendwo hin, wo keine Erinnerung bleibt an jene Zeit, die uns glücklich sah. Dann haun wir alles kurz und klein, da will ich bald mal Scherben sehn. Wegzukommen ist uns heilig, anzukommen ist egal.

Wo die Neurosen wuchern, will ich Landschaftsgärtner sein und ich will dich endlich wiedersehen und ich warte bis du zu mir kommst. Frag mich nicht, wie ich ohne dich lebe – den ganzen Tag unter Wasser und Spaß dabei. (Den ganzen Tag untröstlich und Spaß dabei.) Es regnet und wieder eine Nacht am Fenster zugebracht. Es ist schon sehr, sehr lange her, da sah dich im Regen stehen. Und im Garten blüht die Illusion, das kenn ich schon, mal sehn, ob sich das Warten lohnt. Vom Schwimmbad kommen die, die nicht ertrunken sind. Ein Oberkellner zahlt alle Gäste aus und geht, immer unterwegs und überall zu spät. Ein Subaru-Besitzer macht Jagd auf ein Kind und der alte Benz fährt immer noch wie neu - und wie ich mich da freu! Ein kleiner Junge steht unten am Hof und beweint den Tod eines Schneemanns vom vorigen Jahr. Ein Vogel, der nur Körner frißt, macht Regenwürmer kalt. Ach wie kümmerlich ist die Wirklichkeit. Am liebsten wär ich ein Astronaut. Eben noch lustig, jetzt schon fort.

II

Was fällt dir ein zu sagen, sie sei niedlich!?
Sie hat die Niedlichkeit eines jungen Wolfs!! Sag, daß ich bekloppt bin, aber sag nicht, ich hätt‘ euch nicht gewarnt! Wenn du nicht so jung wärst wie ich es nie war... Mädchensein allein ist keine Tugend, dann lieber so rein und so dumm sein wie weißes Papier. Wisch dir die Krümel und das Grinsen vom Gesicht, kalt sind die Finger deiner Hand, hart sind die Worte, die du sprichst. Sag, daß ich verrückt bin und ich schwör dir, du kriegst eine geschmiert. Finger weg von meiner Paranoia, die war mir immer lieb und teuer, nie ließ sie mich so kalt im Stich wie du. Sag, daß ich mich irre und ich weiß, auf wessen Seite du jetzt stehst, hast du doch vor Jahren schon den seither gültigen Rekord im Schnellvergessen eines Ex-Freunds aufgestellt. Ganz dumm, ganz dumm bin ich nicht. Da sind noch welche wichtiger als du. Beachte diese Tränen nicht.

Frag mich nicht, woher ich komme, sag, daß du dich freust, mich zu sehen. Bin schuldig groben Unfugs, dennoch: was soll‘s, warum was beschrein? Seit ich dich kenne, mag ich es gerne, wenn der Winter kommt – da wird’s früher dunkel. Von dir weht mich kein Sturm mehr fort. Wo deine Füße stehen, ist der Mittelpunkt der Welt. Früher war ich klug, heute bist du schön, hinter uns verbrennen Narzissen und Kakteen. Groß ist nur, was man nicht erkennen kann und größer noch, was man nicht begreift. Der ganze alte Schrott muß raus und neuer Schrott muß rein. Ich sag: Was geht jetzt? Und du sagst: Ja und ich weiß nicht, ob das eine Frage war, sag mir noch einmal, wozu sind Krisen da? Sag bescheid, wenn du mich liebst.

Einfach ist es nicht, doch für Bessres bin ich hoffnungslos versaut und den ganzen Unsinn will ich auch. Ich wisch mir nur noch schnell die Spinnweben aus dem Gesicht und du wartest auf irgendwas, auf den gestrigen Tag.
Wenn nichts passiert, dann bin ich meistens glücklich. (Das ist zwar nichts als Blödsinn, doch es hält es die Welt in Atem.) Wer sich zuerst bewegt, dem schenk ich eine Mark und wieder ist ein Stündchen rumgebracht. Wer zu lange in die Sonne sieht, wird blind.

III

Jung ist der Tag und der Himmel ist rot, was wir tun, ist schwer zu beschreiben. Hier können wir nicht bleiben und es ist schwer, in den Regen zu sehen und schwerer noch, von allein ins Bett zu gehen. Wer jetzt nicht schläft, verfällt der feuchten Träumerei. (Ein Wort, nachdem ich jeden Morgen suche.) Getrunken hab ich wenig, das Tanzen ließ ich sein und übrig blieben nur wir zwei. Was wollen wir machen: Therapie? Oder gehen wir einen heben? Ich hab einen Vorschlag: Ignorieren – das ging doch sonst auch. Laß uns nochmal um die Häuser ziehn, schonungslos und ohne Hintersinn, willenlos und immer mittendrin.

IV

Alle vier Minuten kommt die U-Bahn hier vorbei und alle dreieinhalb Minuten kommt ein neues Bier und ich sage dir: Das ist ungesund, weil es nämlich irreführend und gefährlich ist, wenn etwas U-Bahn heißt, das über unsern Köpfen rattert, schließlich steht das U für Untergrund. Das ist gar keine Kneipe, das ist ein Geschäft für lederne Möbel und Regale nach Maß, der nebenan in einen grünen Himmel ragt. Es wird mehr als eng getanzt. Draußen ist alles klar, der letzte Sportsfreund, da geht er, die letzte U-Bahn geht später und du bist immer noch da, genau da, wo ich dich das erste Mal sah, was damals vor fünf Minuten war und alles ist ganz wunderbar: du bist immer noch da und siehst dahin, wo ich auf keinen Fall bin und verdrehst mit den Fingern dein Haar und nur Idioten finden das wunderbar. Ein Vollidiot bin ich gern, der letzte Verstand, da geht er.